Wer bin ich ohne meine Dinge?

26. Oktober 2022

Aus dem fernen Wien schallt in diesem Herbst der Ruf von Uli Pauer: Mach‘ mit bei meiner Blogparade!

Ehrensache, dass ich mit dabei bin. Dank Ulis stetem Wirken in Sachen Minimalismus ist mein Haus schon erheblich leerer geworden – und das freut mich außerordentlich. Die Frage, wer ich ohne meine Dinge bin/wäre hat mich daher sofort gepackt.

Vorab, für alle, die mit dem Begriff „Blogparade“ gar nichts anfangen können:

Was ist eine Blogparade?

Ehrlich gesagt, ich wusste das auch lange nicht – und fand den Begriff fürchterlich abschreckend. Militaristisch halt (wegen der „Parade“). Und irgendwie ja wohl total altbacken. Wirklich en vogue sind Blogparaden nicht mehr, aber gerade deswegen reizt es mich, an einer teilzunehmen. Ich tue gerne etwas, das nicht „in“ ist.

Also, Blogparaden, was ist das?

Ein Mensch ruft andere dazu auf, zu einem bestimmten Thema etwas zu schreiben und das im Internet zu veröffentlichen. Jeder Mensch, der einen Blog hat und zu dem Thema etwas beitragen möchte, verfasst einen Text und gibt bei dem Bescheid, der die Blogparade angezettelt hat. Damit alle Interessierten einen Überblick haben, wer alles bei der Blogparade mitgemacht hat, schreibt die Initiatorin (in meinem Fall also Uli Pauer) eine (in ihrem Fall sicher sehr lesenswerte) Zusammenfassung und verlinkt dabei entweder ausgesuchte oder alle (hoffentlich auch meinen) Blogbeiträge.

In diesem Herbst wimmelt es geradezu von thematisch reizvollen Blogparaden, da Judith Peters ihre Bloggerinnengäng namens „The Content Society“ dazu angestiftet hat, das Format der Blogparade neu zu beleben. Ich muss mich also schwer zusammennehmen, damit ich gerade noch zu irgendetwas anderem komme als zum Bloggen.

Nun aber endlich zu Ulis Frage: wer bin ich ohne meine Dinge?

Ohne meine Dinge bin ich zuallererst mal ein Mensch

Das ist wohl unbestritten. Wenn ich alles aus meinem unmittelbaren Lebensraum wegdenke, was unter „Ding“ fällt, behalte ich meinen Mann, meine Tochter, drei Pferde und zwei Katzen. Dazu einige Zimmerpflanzen. Wirklich strenge Minimalist*innen würden hier vermutlich schon anfangen zu maulen. Als Biologin (das habe ich nunmal studiert) darf ich da wissenschaftlich korrekt bleiben, finde ich. Dinge sind nicht lebendig. (Ich erspare dir an dieser Stelle eine Abhandlung über die wissenschaftlich gebräuchlichen Kriterien für die Kategorie „lebendig“)

Als Erstes taucht bei dieser Erkenntnis Erleichterung auf: Ohne meine Dinge bleiben mir die wichtigsten „Teile“ (das Wort passt gar nicht) meines Lebens übrig: alle Lebewesen. Die, auf die ich auch wirklich zuallerletzt verzichten wollte und könnte. Glück gehabt. An dieser Stelle könnte ich aufhören zu schreiben, finde ich. Aber:

Mir ist schon klar, dass Ulis Frage „wer bin ich ohne meine Dinge“ auf Besitztümer im klassischen Sinn abzielt, also die mehr oder weniger beweglichen Konsumgüter. Mein Auto, das Haus, in dem ich lebe, Bücher, Kleidung und das noch immer zahlreich vorhandene andere „Zeug“. Wer bin ich ohne diese Dinge?

Wieviel Zeug brauche ich wirklich?

Als ich anfing, mich mit dem Thema „entrümpeln“ zu beschäftigen (lange bevor ich Uli kennenlernte) habe ich mir vorgestellt, welche Dinge ich wirklich vermissen würde, wenn mein Haus komplett abbrennt. Die Antwort war erschreckend: nichts. Natürlich gibt es diverse Gegenstände, deren Verlust lästig wäre: Papiere, Daten etc.

Auch manchem lieb gewonnenen Erinnerungsstück würde ich wohl einen Seufzer hinterherschicken. Aber vermissen? Was würde ich wirklich vermissen? Als Erstes fielen mir Fotos ein. Tausende an der Zahl. Erinnerungen an glückliche Momente, die ich erlebt habe. Schnappschüsse, die nicht wiederherstellbar sind. Familienfotos aus den Generationen vor mir. Diese in Asche vor mir liegen zu sehen würde mich sicher nicht glücklich machen.

Aber wäre ich ein anderer Mensch ohne solche Dinge? Nein, ganz sicher nicht.

Worauf kann ich nicht verzichten?

Es sind Lebewesen und die Beziehungen zu ihnen, die mein Leben reich machen. Mit ihnen und durch sie wachse ich, entwickele mich, lerne mich kennen. Ohne diese Menschen, ohne meine Tiere wäre ich nicht ich. Sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin und geben mir immer wieder Anlass dazu, mich noch besser kennenzulernen.

Selbst wenn sie alle auch noch aus meinem Leben verschwinden würden, blieben mir die Erfahrungen, die mich mit ihnen verbinden. Die kann mir niemand nehmen. Das ist der wahre Schatz, den ich besitze.

Natürlich wäre es – gerade aus Sicht des Minimalismus – vollkommen berechtigt, wenn ich mich meiner Besitztümer weitgehend entledigen würde. Anscheinend sind sie mir ja alle nicht wichtig. Oder etwa doch?

Nunja.

Öh.

Brauche ich wirklich SIEBEN Paar Schuhe für die Arbeit bei den Pferden und im Garten? Reichen da nicht zwei Paare, eines im Winter und eines im Sommer? Rein rechnerisch ja. Allerdings würde ich dann viele Tage im Jahr nasse oder feuchte Schuhe tragen müssen. Irgendwie auch keine Lösung.

Das Leben erleichtern

Seit ich mich mit Minimalismus und Entrümpeln beschäftige, habe ich schon Hunderte von Dingen entsorgt, verkauft und verschenkt. Kein einziges Mal wünschte ich mir, ich hätte etwas behalten. Ganz im Gegenteil. Mit jedem Ding, was mein Haus verlässt, vereinfacht sich mein Leben. Ich muss immer weniger aufräumen, weniger Entscheidungen treffen (nehme ich diese Backform oder eine andere?) und finde normalerweise alles wieder, was ich suche (das war nicht immer so!).

Auch dieser alte Koffer fand seinen Weg aus meinem Haus und wurde verschenkt

Ich schätze also, dass mein Leben noch einfacher werden würde, wenn ich weniger Dinge um mich hätte. Beim steten Loslassen von Krempel käme allerdings wohl irgendwann ein Punkt, an dem mein Leben komplizierter würde statt einfacher. (Klar kann ich zum Beispiel auch den Inhalt meines Portemonnaies in den Händen tragen oder anderswo aufbewahren, aber wäre das nicht ziemlich umständlich?)

Meine Dinge, so ist zumindest meine Maxime, sollen mir das Leben erleichtern oder verschönern (im Idealfall beides gleichzeitig). Wer das nicht tut, verlässt eines Tages mein Leben, so habe ich es mit mir vereinbart. Manche Dinge schaffen es, mich ganz schön lange zu nerven. Das liegt vermutlich daran, dass ich alles, was mein Haus verlässt, gerne in gute Hände weiterreiche (damit meine ich nicht die der Müllmänner).

Was ich von meinen Dingen über mich gelernt habe

Und so haben es schon viele Dinge geschafft, wesentlich länger bei mir zu verweilen als ich das geplant hatte. Die Erfahrung lehrt mich jedoch, dass das schlichte „ab in die Tonne“ sich nicht gut anfühlt. Ich habe es ausprobiert, das passt nicht zu mir.

Lieber schiebe ich drei Jahre lang die beiden großen Kartons mit den Reitstiefeln beim Putzen zur Seite – bis sie dann endlich via Ebay Kleinanzeigen neue Besitzer finden. Ich bin in mancher Hinsicht überraschend konservativ, habe ich von meinen Dingen gelernt. Oder stur? Oder ein Gewohnheitstier?

Geschichten wie diese sind jedenfalls typisch für mich:

Erst letzte Woche verabschiedete sich meine, einst sehr hochgeschätzte, Stirnlampe von mir – Materialermüdung. Verständlich, nach fast zwanzig Jahren in Gebrauch. Ein Fossil unter den Stirnlampen, noch ohne LED! Wirklich viel erkennen konnte ich im Dunkeln mit dem Ding nie, aber ich wollte mich nicht von ihr trennen – sie tat es ja noch!

Die alte Lampe, technisch längst überholt, klebte an mir. Jeden Winter überlegte ich, eine neue zu kaufen. Erst leierte das Gummi aus, dann ließ sie sich immer schwerer zum Batteriewechsel öffnen. Zwischendurch die technischen Aussetzer, wo sie es gar nicht mehr tat. Ich blieb ihr treu. Und hielt sie in Ehren, denn eine Funzel ist besser als gar nichts zu sehen.

Seit zwei Tagen bin ich ins Lager der LED-Stirnlampenbesitzerinnen gewechselt. Ehrlich gesagt, fühle ich mich ganz schön komisch damit. Manchmal ist es doch angenehmer, wenn etwas im Dunkel bleiben darf.

Mein Fazit zu meinen Dingen

Wäre ich eine andere ohne meine Dinge? Eine spannende Frage.

Welche Dinge haben einen anderen Menschen aus mir gemacht als der, der ich vorher war? Ehrlich gesagt, da muss ich passen. Oder doch, eins fällt mir ein: ein eigenes Haus zu besitzen, das hat mich verändert. Nach fast vierzig Jahren als Mieterin verschaffte es mir ein ganz neues Gefühl von Freiheit, in den eigenen vier Wänden so viel bohren, hämmern und feiern zu können wie ich will.

An den Dingen in meinem Leben schätze ich die Erfahrungen, die sie mir ermöglichen. Die sind es, die mein Leben reich machen: bei -27°C nicht zu erfrieren, spannende Geschichten zu lesen, leckeren Kuchen zu essen – alles Erfahrungen, die ohne (meine) Dinge nicht möglich wären.

Wirklich vermissen würde ich wohl keines meiner Dinge. Notfalls kann ich sogar ohne Pferde leben (das habe ich zwei Jahre lang durchgehalten). Aber ich bin froh um jeden Tag, an dem ich sie um mich haben darf.

Wer wäre ich ohne meine Pferde?

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