Du möchtest Strömen / Jin Shin Jyutsu ausprobieren, hast aber noch keine Erfahrungen? Oder du kennst das Strömen bei Menschen, bist dir aber nicht sicher, wie du es bei deinem Tier anwenden sollst?
Die nachfolgenden Tipps sind aus den häufigsten Fragen entstanden, die mir von Einsteiger*innen gestelt wurden. Ich freue mich, wenn sie dir weiterhelfen!
Falls du dir persönliche Unterstützung von mir wünscht, bin gerne für dich da!
1. Ströme zuerst dich, dann dein Tier!
Ich weiß, du bist hier gelandet, weil du deinem Tier etwas Gutes tun willst – an dich hast du dabei nicht gedacht, oder? Du bist aber wichtig! Insbesondere, wenn du noch nie geströmt hast, ist dies mein wichtigster Tipp zum Strömen von Tieren: Fang bei dir selbst an und dein Tier wird es dir danken, weil das Strömen dich in einen ausgeglichenen, entspannten Zustand bringt – und dann ist es für dein Tier viel angenehmer, von dir geströmt zu werden!
Außerdem kannst du zuerst an deinem eigenen Körper ausprobieren, wie sanft die Berührung deiner Finger beim Strömen sein kann und wie es sich anfühlt, geströmt zu werden. Selbst in einem Notfall rate ich unbedingt dazu, als allererstes wenigstens auszuatmen und die Schultern fallen zu lassen, also dich selbst zu entspannen – und erst dann dein Tier zu strömen.
2. Folge deiner Intuition, wenn du dein Tier strömst
Wenn du nach Empfehlungen suchst, was du bei einem bestimmten Thema strömen kannst, wirst du dazu ganz unterschiedliche Tipps finden. Das ist normal, denn Jin Shin Jyutsu ist eine Kunst, keine Technik. Jedes Thema kann von verschiedenen Seiten aus angegangen werden und das, was bei einem Tier sofort etwas verändert, kann bei einem anderen Tier ganz anders wirken.
Lass‘ dich von den vielen Möglichkeiten nicht irritieren, sondern fang‘ direkt mit dem an, das dich spontan am meisten anspricht. Das kann ein einzelner Strömpunkt sein, eine Kombination aus zwei Punkten oder eine Abfolge von Punkten. Du wirst beim Strömen merken, was deinem Tier gut tut und mit der Zeit immer sicherer werden.
3. So findest du die Strömpunkte an deinem Tier
Auf jeder Seite deines Tieres liegen 26 verschiedene Strömpunkte – und manche sind ganz schön dicht beieinander, gerade bei kleinen Tieren. Wie kannst du sicher sein, genau die Punkte zu finden, die du halten möchtest?
Die Chance, dass deine Finger die Punkte finden, ist sehr groß, denn jeder „Punkt“ hat bei uns Menschen in etwa die Größe der Handfläche. Bei Tieren hängt die Größe ebenfalls von der Größe des ganzen Körpers ab. Im Zentrum dieses Punktes fühlst du vermutlich am meisten, aber grundsätzlich ist mit „Punkt“ eher eine Fläche gemeint.
Auf dem Bild sind zwei Strömpunkte eingezeichnet, die sich recht leicht finden lassen. Beide Punkte gibt es auf der linken und rechten Seite. Findest du sie bei deinem Tier?
Einige Punkte sind auf Fotos leicht eindeutig zu erkennen, andere leider gar nicht, weil sie auf der Innenseite eines Beins liegen. Das ist auf Fotos schlecht darzustellen. Oft findest du die Punkte recht schnell, wenn du mit den Fingerspitzen über das Fell streichst: deine Finger bleiben intuitiv am passenden Ort liegen, denn hier finden sich meist kleine Vertiefungen, die du mit den Fingern gut erspüren kannst.
Lass deine Finger genau dort eine Weile liegen. Spürst du ein feines Kribbeln oder Pulsieren oder wird es auffällig warm unter deinen Fingern? All‘ das sind Zeichen dafür, dass du den Punkt genau getroffen hast. Wenn du nichts dergleichen fühlst, warte noch ein bisschen ab oder verschiebe deine Finger ein wenig. Mit der Zeit wirst du immer mehr Sicherheit im Finden der Punkte gewinnen.
Eine andere Möglichkeit ist, die Punkte zuerst an deinem Körper zu entdecken. Bei dir selbst (und bitte nur bei dir!) darfst du auch stärker drücken, um den Punkt zu finden. Oft signalisiert dir dein Körper sehr deutlich, wo ein Punkt ist (dort fühlst du nämlich meist beim Drücken einen Schmerz, daher bitte VORSICHT!). Streiche danach nochmal über den Bereich mit dem schmerzhaften Punkt. Oft bleiben deine Finger ganz intuitiv genau dort liegen, wo du gerade den Schmerz gefühlt hast.
Eine Übersicht über alle 26 Strömpunkt beim Hund und Pferd findest du hier. Die Punkte für den Hund lassen sich gut auf eine Katze übertragen.
4. Achte auf dein Tier, wenn du es strömst
Beim Jin Shin Jyutsu greifst du nicht ein, weder energetisch noch physisch. Deine Aufmerksamkeit liegt ausschließlich auf dem Fühlen. Du hörst dem Körper zu, du siehst, wie dein Tier atmet, du bist mit deinem Bewusstsein bei ihm. Bleibe in einem mitfühlenden Kontakt und nimm‘ wahr, was passiert ohne es zu bewerten. Entspanne dich dabei und lass‘ deine Schultern ganz bewusst fallen.
Zwinge deinem Tier nichts auf. Dein Tier wird dir zeigen, was ihm gefällt und was nicht! Strömen ist ein Angebot an das Tier. Es darf jederzeit „JA“ oder „NEIN“ dazu sagen. Es kann durchaus vorkommen, dass dein Tier jetzt nicht geströmt werden möchte. Dann versuche es zu einem anderen Zeitpunkt oder mit anderen Strömpunkten noch einmal oder ströme zuerst dich.
5. Du kannst beim Strömen nichts falsch machen!
Viele Menschen trauen sich nicht, ihr Tier zu strömen, weil sie Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Ich kann das gut verstehen, denn wir wollen unseren Tieren ja helfen und wünschen uns, dass ihnen das Strömen gut tut. Natürlich kann es vorkommen, dass dein Tier anders auf das Strömen reagiert als du das erwartet hast – das ist aber kein Zeichen für einen Fehler.
Wenn du dein Tier strömst, dann öffnest du ihm eine Tür in Richtung Harmonie. Ob das Tier diese Tür nimmt, wie lange es dafür braucht, was hinter der Tür auf euch beide wartet, das weißt du nicht – und dein Tier vermutlich auch nicht.
Nehmen wir an, du wünscht dir, dass dein Hund die Angst vor dem Autofahren ablegt. Dafür könntest du die beiden Punkte halten, die auf dem Bild zu sehen sind (12 und 23, halte beide auf derselben Seite. Hier habe ich das Strömen bei Angst und Unsicherheit ausführlich erklärt.) Du strömst deinen Hund einige Tage und sein Verhalten ändert sich nicht: Er steigt nach wie vor nicht ins Auto ein. Doch dir fällt auf, dass er insgesamt lebendiger und munterer wirkt. Es ist zwar nicht das passiert, das du beabsichtigt hast, aber das ist kein Zeichen dafür, dass du etwas falsch gemacht hast, sondern zeigt dir, dass dein Hund seinen eigenen Harmonisierungsweg geht. Dann ströme einfach weiter und habe Geduld, bleibe offen und wechsele ggf. die Punkte, die du strömst.
Jin Shin Jyutsu ist eine Harmonisierungskunst und du darfst darauf vertrauen, dass dein Tier seinen eigenen Weg in die Harmonie finden wird. Wie dieser Weg genau aussieht, welche Symptome sich zeigen und was sich dabei verändert, ist offen. Niemand kann vorhersagen, was beim Strömen passieren wird – die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dein Tier das Strömen genießt und dabei entspannt.
Zwei Empfehlungen solltest du beachten: Ströme dein Tier nicht öfter als alle 8 Stunden und nicht länger als eine Stunde. Ich wünsche dir und deinem Tier eine wunderschöne gemeinsame Zeit mit dem Strömen.
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