Monatsrückblick Mai 2022

1. Juni 2022

In kleinen Schritten taste ich mich im weiter voran ins unbekannte Land der Vollzeit-Selbstständigkeit. Es ist eine aufregende Zeit und manchmal wird mir etwas „schwummerig“ – auf was habe ich mich da bloß eingelassen? In diesem Monatsrückblick nehme ich dich mit auf meine Reise durch den Mai 2022.

Auch wenn es im weiten Internet unzählige Antworten darauf gibt, was ich jetzt tun sollte/könnte/müsste, um mein Angebot bekannt zu machen und damit wirklich Geld zu verdienen (bisher war es ja immer ein „Nebenher“), merke ich jeden Tag mehr: Ich muss in mir nach den Antworten suchen.

Bisher bin ich bei der Erkundung unbekannter Gegenden immer langsam gewesen. Tastend. „Einfach reinspringen, egal was passiert“, das war noch nie meins. Wird es vermutlich auch bei meiner Selbstständigkeit nicht. Dieser Gedanke kommt mich im Mai 2022 häufiger besuchen…

Auf die innere Stimme hören

Immer wieder fühle ich mich zerrissen zwischen dem Verstand, der einen klaren Plan fordert, nachprüfbare Ziele und ein strukturiertes Vorgehen – und dem Herz, das immer lauter wird: „spüre hinein, was jetzt passt. Und vertraue“.

So ist der Mai ein Monat, in dem das mehr und mehr Raum in mir gewinnt: Pläne sind schön und gut und der Verstand ein wunderbares Werkzeug – aber in deine wahre Kraft und Größe kommst du nur, wenn du dem Weg folgst, den dein Herz dir weist. Ja, auf diesem Weg gibt es auch genug Prüfungen. Aber für mich ist genau das der richtige Weg.

innige Momente mit Pferden

 

mit Birtingur morgens im Wald (Foto: Anna-Lena Heck)

Je lauter die Ablenkungen im Außen werden, desto wichtiger sind die Zeiten des Nach-innen-Lauschens. Meine Stunde am Morgen, in der ich nur mit mir selbst bin, wird zur wichtigsten Zeit des Tages. „Was passt heute?“, frage ich mich. Und „Wo zieht es mich hin?“ Dafür habe ich mir nie zuvor den Raum genommen.

Bisher hat mich fast immer der Alltag überrollt. Aber ich merke, wie wichtig diese Suche im Innern für mich ist. Und wenn mir das vorher noch nicht bewusst gewesen wäre, dann wäre es mir spätestens bei meinen Pferden aufgefallen: Die zeigen mir genau, mit welcher Gundula sie gerne Zeit verbringen. Die hektisch Getriebene steht bei ihnen nicht so hoch im Kurs. Komme ich jedoch fühlend und lauschend zu ihnen, frei von Termindruck und festen Plänen, dann erlebe ich die unvergesslichen, sehr nahen Momente.

Pferd und Mensch in Einigkeit

 

Birtingur sucht immer wieder meine Nähe (Foto: Anna-Lena Heck)

Diese Momente werden immer mehr. Anna-Lena Heck kommt zu unserem zweiten Fotoshooting. Grandiose Bilder. Ich staune, wie gut sie die Stimmung zeigen, die zwischen meinen Pferden und mir fühlbar ist. Dieses Mal möchte ich mehr Bilder von meinem Wallach Birtingur – und er zeigt seine aufmerksame und zuwandte Seite. Wie schön!

Mein erster Onlinekurs: Notfälle bei Pferden strömen

Meine wichtigsten Teampartner habe ich schon lange an meiner Seite: Meine drei Pferde. Wir sind ein Team und wachsen in diesem Monat noch enger zusammen. Wenn ich mit dem Team zusammen bin, kommen mir viele Einfälle. Beim Abäppeln entsteht die Idee zu meinem ersten Online-Produkt, ein Selbsthilfekurs zum Thema „Notfälle bei Pferden strömen“. Er wird erschwinglich (17 Euro) und passt auf jedes Handy, damit man ihn immer bei sich haben kann, auch wenn man offline ist. Dafür muss er sehr kompakt sein und auf das Wesentliche reduziert. Wie gut, dass ich mich an der Uni 20 Jahre mit Didaktik beschäftigt habe. Das wird sich noch auszahlen!

 

In diesem Webinar entstand die Idee für mein erstes Onlineprodukt

Diesen Kurs werde ich in den nächsten Wochen entwickeln und vermarkten. Es gibt viel zu viele Situationen, in denen Hilflosigkeit herrscht, weil sich das Warten auf den Tierarzt ewig hinzieht oder überhaupt keiner kommt. Traurig, aber leider mittlerweile vielerorts die Realität.

Jin Shin Jyutsu ersetzt nicht die tierärztliche Behandlung, erst recht nicht in Notfällen – und dennoch:

Es gibt so viel, das du auch in Notfällen selbst für dein Pferd tun kannst. Wenn du Interesse am Kurs hast und mehr darüber wissen möchtest, schreib‘ mir gerne eine Mail.

Noch mehr Fotos!

Fotos kann ich nicht genug haben, stelle ich fest. Und so drücke ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit einem Menschen mein Handy in die Hand. Auf diese Weise komme ich zu vielen Fotos, die mich beim Strömen von Tieren zeigen – nicht nur bei Isländern!

Nadine von „Fotodesign Steinmann“ fotografiert mich mit ihrer Smilla vor einer traumhaften Kulisse, Heike mit Fjalar, Tine mit Kido und eine Frau, deren Namen ich leider gar nicht kenne, mit einem Schaf namens „Mäh“. Auch von den Kursen auf dem Dorotheenhof hatte ich bisher kaum Bilder – das darf sich ändern!

 

Smilla von Nadine Steinmann – was für ein großes Pferd! (Foto: Nadine Steinmann)

Jedes Foto ist ein Geschenk und eine Erinnerung daran, dass ich jetzt FREI bin. Frei darin, so viele Strömtermine zu machen wie ich möchte, so viele Kurse anzubieten, wie ich will und wirklich das zu tun, wohin es mich schon so lange treibt: Menschen und Tiere auf ihrem Weg zur Harmonie zu begleiten. Ich muss mir diese Fotos immer wieder ansehen, um es wirklich zu glauben: Das bin ich. Das darf ich jetzt sein. Ich muss mich nicht mehr verleugnen, meine wirkliche Berufung verstecken. Was für eine Erleichterung.

 

Manche Tiere brauchen ein wenig Zeit, um ins Strömen hineinzukommen. (Foto: Tine Fleming)

Jeden Morgen wache ich in diesem Monat auf und denke als Erstes: DANKE! Danke, Leben, dass ich mich getraut habe, meine Beamtenstelle zu verlassen. Danke, dass ich ab jetzt das tun kann, was mich wirklich erfüllt. Danke für diese Zeit. Ich weiß nicht, wie sich alles entwickeln wird, aber jetzt bin ich einfach nur dankbar. Und diese Zeit genieße ich in vollen Zügen, egal was irgendwann sein wird.

 

Fjalar, der sich sehr geduldig strömen ließ (Foto: Heike Uhde-Mihm)

Das Leben hat es bisher gut mit mir gemeint, warum sollte das nicht weiter so gehen?

Ein Besuch in der Vergangenheit

In diesem Monat erfülle ich mir einen Wunsch, den ich schon lange mit mir herumtrage: Viele Jahre war ich nicht mehr in Bettenrode. Der Ort, an dem ich so viele Stunden mit Pferden verbracht habe, ein Ort, der immer einen besonderen Zauber hatte. Eine Reitschule mit Pferden, die sommers auf die Weide kamen. Eine Reitschule, in der der Unterricht auch draußen stattfand, sogar im Gelände! Solche Reitschulen gab es damals, vor knapp 40 Jahren, fast nirgendwo. Bettenrode war eine Ausnahme.

Ich habe dort den Reiterpass und das bronzene Jugendreiterabzeichen gemacht, weiter bin ich in meiner reiterlichen Ausbildung auf dem klassischen Weg nicht gegangen. Dort gab es Reiterferien, zu denen ich erst als „Ferienkind“ und dann als „Aufpasserin“ für die jüngeren fuhr. Ein Ort, an dem mehr Pferde als Menschen leben, weit draußen in Alleinlage, dort, wo sich alles um Pferde dreht. Pferde, die einen Großteil ihres Lebens als Schulpferd verbrachten.

Am Eingang von Bettenrode

 

In Alleinlage am Ende der Straße

Ich nähere mich dem vertrauten Ort langsam, sehr vorsichtig. Die alten Bilder in mir sind so lebendig als wäre es gestern gewesen. Ich weiß, dass ich eine moderne Anlage vorfinden werde, einen Dressur- und Ausbildungsstall mit Turnierbetrieb. Ich erwarte keine Idylle. Die enge Straße ist neu geteert und zieht sich wie früher durch den Wald. Wie hier zwei Pferdehänger aneinander vorbei passen sollen, ist mir ein Rätsel.

Als sich der Wald öffnet, halte ich an. Blühende Obstbäume, ein Maiwetter wie aus dem Bilderbuch. Der alte Stutenstall, in dem die Fohlen geboren wurden, ist noch gut zu erkennen. Einige Pferde scheinen Außenboxen zu haben, ganz anders als früher. Die alte Reithalle steht noch, die Weide davor ist einem Parkplatz gewichen.

 

mein erster Blick auf Bettenrode heute

Ich lasse das Auto stehen und gehe zu Fuß weiter. Ein Pferd wiehert, Hufgeklapper. Menschen mit Pferden laufen umher, scheinbar beginnt demnächst eine Reitstunde. Und ist das dort nicht ein Isländer, der gerade den Stall betritt? Ich denke an meine Drei daheim… Einen Blick kann ich noch von außen in die Halle werfen, dann wird die große Tür geschlossen.

Herr Diebig, der den Grundstein für alles legte, könnte dort noch heute stehen, ich sehe ihn vor mir. Die alte Halle trägt seinen Namen. Er ist Geschichte, ebenso wie die Pferde, die früher hier lebten. Manche wurden verkauft, die meisten endeten beim Schlachter. Herr Diebig gab seine Pferde nicht in eine ungewisse Zukunft. Damals fand ich das grausam und konnte es nicht verstehen.

Ich gehe die Weiden entlang und denke an Fatima und Sebastian, Filou und Arabell. Alle Namen fallen mir ein als wäre seither keine Zeit vergangen. Enno und Simpel, Felicitas und Skock, das Voltigierpferd. Die Nachwuchspferde aus eigener Zucht: Donata und Ganymed, Furkette und Joli. Und viele mehr…

Wenn es gut ging, kamen jedes Jahr zwei Fohlen zur Welt. Herr Diebig fuhr seine Stuten meist selbst zum Hengst. Einmal durfte ich mitfahren, eine große Ehre. Ich sah einen fast mechanischen Ablauf, die Hinterbeine der Stute gesichert, der Hengst an der Kette, festgehalten von Menschen. Was hatte ich eigentlich erwartet?

Die Stars meiner Jugend hatten vier Beine

Sie waren meine Stars an der Zimmerwand: Die Pferde in Bettenrode. Ralvio, Piroschka und Seneca, die die blutigen Anfänger trugen. Florian, der Kleinste, ein Schimmel. Ich denke an Galathee, die ich beim Weihnachtsreiten mit Kandare reiten durfte. Sie und Lorette passten optisch gut zusammen.

Hilfe, was ist das lange her… Heike, mit Lorette auf dem Bild neben mir, hat heute vier eigene Pferde, ich drei. Pferde sind bis heute weder aus Heikes noch aus meinem Leben wegzudenken. Und kaum ein Tag vergeht, an dem wir uns nicht über irgendein Pferdethema austauschen.

 

ein Bild aus dem letzten Jahrhundert: Gundula (18) auf Galathee (8), beide links im Bild

An dieser Tür stand ich beim Weihnachtsreiten und sah den anderen zu. Galathee lief in der Bahn, ich sollte sie dann übernehmen, für die Kandarenquadrille. Ewig werde ich mich daran erinnern können, wie „Fräulein Elvers“, die unverheiratete Reitlehrerin, mich mit funkelnden Augen darauf hinwies, dass ich beim Warten auf meinen Reiteinsatz die Gebisse ja schonmal hätte vorwärmen können – um dem Pferd das eiskalte Metall im Maul zu ersparen. Wenn schon Kandare, dann wenigstens warm…

Ich werde niemals mehr in meinem Leben ein Pferd so reiten wie damals. Und auf Kandare schon gar nicht.

Eines Tages wurde der Reitbetrieb geschlossen und meine geliebte Galathee verkauft. Sie lebte an einem neuen Ort weiter, viele andere endeten beim Schlachter. „Mein“ Bettenrode starb mit ihnen. Keine Reiterferien mehr, keine Ausritte über die Stoppelfelder, kein Weihnachtsreiten, bei dem Simpel, der Schlauberger, spätestens in der zweiten Stunde lahmte. Wie gut, dass ich damals schon zum Studium aufgebrochen war, das hätte mich sonst viel härter getroffen.

 

Galathees Boxenschild und die Schleifen aus vielen Ferienwochen in Bettenrode

Das Metallschild an Galathees Box ist das erste und einzige, was ich in meinem Leben jemals geklaut habe. Ich musste es mitnehmen als letzte Erinnerung an dieses Pferd, ich konnte kein „nein“ riskieren, daher fragte ich auch nicht, ob ich es bekommen kann. Es hat mit den Jahren Rost angesetzt, das alte Schild. Wie viele Umzüge hat es wohl mitgemacht, wie viele Entrümpelungswellen überlebt? Von manchen Gegenständen kann ich mich nicht trennen, dieses Schild gehört dazu.

Das Haupthaus, vor dem der Hofhund Corry Wache hielt, sieht fast so aus wie damals. Auch der Anbau, wo wir Ferienkinder wohnten, steht noch. Nirgendwo ein Verbotsschild, ich falle auch nicht auf, könnte mein Kind gerade von der Reitstunde abgeholen. Dennoch: ich bin fremd hier. „Mein“ Bettenrode existiert nur noch in meiner Erinnerung. Dort darf es weiterleben, ich kehre zurück in den Mai 2022, zurück zu meinen drei Isländern.

Mein Youtube-Kanal ist wieder geöffnet

Die Sache mit meinem Logo hatte leider auch zur Folge, dass ich im April mein Video „Strömtipp allergischer Husten beim Pferd“ auf Youtube löschen musste. Ins Video hatte ich bei der Erstellung mit reichlich Gefrickel mein Logo eingebaut – es einfach wieder rauslöschen ging leider nicht. Kurzerhand habe ich nun einfach einen Kreis über das alte Logo drübergelegt – better done than perfect! – und es als neues Video hochgeladen.

 

Ausschnitt aus dem aktualisierten Video „Strömtipp zum allergischen Husten“

So ist die Information immerhin wieder zugänglich! Schade um die „Likes“ und die netten Kommentare, die das alte Video hatte. Was soll’s. Loslassen :-)!

Da ich so schön im Videobearbeitungsflow war, habe ich auch endlich Video Nr. 2 für den Youtubekanal fertiggestellt, Thema „Sommerekzem“. Weitere Videos werden folgen!

Jakobskreuzkraut und der Blutbär

Auch in meiner Umgebung ist Jakobskreuzkraut an vielen Stellen zu finden – und breitet sich immer weiter aus. Als Pferdehalterin sehe ich das mit Besorgnis, denn diese Pflanze ist für Weidetiere giftig. In frischem Zustand verschmähen die meisten Pferde sie zwar – nicht jedoch im Heu.

Auf meiner Weide stehen nur wenige Exemplare, die habe ich bisher immer von Hand ausgerupft bzw. ausgestochen. Oberhalb und unterhalb meiner Weide wird das Jakobskreuzkraut allerdings von Jahr zu Jahr mehr… Dagegen komme ich alleine nicht an – was also tun?

 

auch in meinem Vorgarten ist es schon zu finden…

Gifteinsatz verbietet sich für mich – und hilft letztlich auch nichts. Andreas Frahm, ein Landwirt aus Schleswig-Holstein, hatte eine bessere Idee: Seit 2008 erforscht er systematisch, wie man diese Pflanze auf natürliche Weise zurückdrängen kann, ohne rupfen, ausstechen etc.

Diese Arbeit übernimmt der Blutbär bzw. seine Raupen. Ein einheimischer Schmetterling soll das schaffen können? Meine Neugier war geweckt und ich wollte unbedingt mehr wissen. Anfang des Monats fand in Lollar der Projektstart statt. Andreas Frahm erläuterte uns die Hintergründe seiner Idee und dann fuhren wir raus auf die Flächen, Jakobskreuzkraut suchen. Wir fanden reichlich…

Im nächsten Monat sind die Pflanzen groß genug und mit etwas Glück sitzen sich an ihnen dann auch schon Raupen des Blutbären. Die habe ich vor einigen Jahren nicht weit von meiner Wiese schon einmal gefunden, also besteht durchaus die Chance, dass es sie hier noch gibt.

Die Raupen müssen dann in der richtigen Größe zur richtigen Zeit an die genau richtig weit entwickelten Pflanzen gesetzt werden – und außerdem muss der Schmetterling bestmöglich geschützt werden, damit er weiterhin reichlich Eier ablegt. Eine Wissenschaft für sich – und für mich!

 

Jakobskreuzkraut, kurz vor der Blüte

Da wachte sofort die Biologin in mir auf – wozu habe ich das denn studiert? – und seither habe ich bei jedem Weg durch meine Umgebung ein waches Auge auf die Wegränder. Und entdecke überall kleine und größere Pflanzen… Es gibt viel zu tun für den Blutbären hierzulande!

Die gute Nachricht: Wenn man alles richtig macht, bestehen gute Chancen, dass das Jakobskreuzkraut erfolgreich zurückgedrängt wird und fortan unauffällig klein in der Grasnarbe bleibt ohne zu blühen. Dann können solche Flächen auch wieder zur Heugewinnung genutzt werden, wie schön. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es im Projekt hierzulande weitergeht!

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